Pressemitteilung

MOIA-Begleitstudie: Ridepooling fördert Verkehrswende, ÖPNV profitiert

  • Forschungsarbeit des KIT und der TUM mit MOIA simuliert Verkehrseffekte mit einem einzigartigen wissenschaftlichen Modell
  • Zukunftsszenario zeigt: Ridepooling und ÖPNV können in Hamburg ca. 15 Millionen Fahrzeugkilometer pro Woche ersetzen
  • Autonomes Fahren ist Schlüsseltechnologie zur Skalierung des Angebots

Hamburg, 8. Dezember 2021 – Die Zusammenarbeit von Städten mit Mobilitätsanbietern kann die Mobilitätswende entscheidend vorantreiben. Das zeigen die nun veröffentlichten Studienergebnisse der MOIA-Begleitforschung durch das Institut für Verkehrswesen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und den Lehrstuhl für Verkehrstechnik der Technischen Universität München (TUM). Seit 2019 haben die Forschenden unabhängig Erkenntnisse zur Nutzung von MOIA gesammelt sowie die Auswirkungen von Ridepooling auf ein städtisches Verkehrssystem am Beispiel Hamburgs modelliert und analysiert – heute und für die Zukunft.

„Die Ergebnisse der MOIA-Begleitforschung zeigen am Beispiel Hamburg deutlich, wie das gemeinsame Engagement von Mobilitätsanbietern und Städten den Verkehr entlasten kann”, sagt Dr. Eva Fraedrich, Lead Researcher bei MOIA. „Der flächendeckende Ausbau von bedarfsgerechten und gleichzeitig klimaschonenden Mobilitätsdiensten in Ergänzung zu einem starken öffentlichen Nahverkehr ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Mobilitätswende in den Städten. Anfängliche Sorgen, dass Ridepooling den öffentlichen Nahverkehr aushöhlen würde, bestätigen sich nicht. Im Gegenteil: Die Untersuchungen zeigen, dass der Umweltverbund und darunter insbesondere der ÖPNV von der Angebotsausweitung von Ridepooling profitieren würden.”

Dr. Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen am KIT sagt: „Erste Städte und Kommunen wie Hamburg setzen auf Ridepooling als Baustein zur Erreichung ihrer Stadt- und Verkehrsplanungsziele und machen damit deutlich, dass ein modernes, nachhaltiges Mobilitätssystem Veränderungen im Bereich der Angebotslandschaft braucht. Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kombination aus Pull-Maßnahmen, wie die Schaffung und Förderung von attraktiven Alternativangeboten zum Pkw und geeignete Push-Maßnahmen, also Einschränkungen im Pkw-Verkehr, die größten verkehrlichen Effekte haben.”

Einzigartiges Modell simuliert Mobilität der gesamten Hamburger Bevölkerung

Das Verkehrsmodell, das im Rahmen der Begleitforschung entwickelt wurde, ist einzigartig: Es bildet die Mobilität der gesamten Hamburger Bevölkerung sowie der Geschäftseisenden und Tourist*innen im Wochenverlauf ab. Die täglichen Wege werden auf Basis von Tagesplänen und Aktivitäten wie Arbeiten, Einkaufen oder Freizeit für eine gesamte Woche ermittelt. Die zusätzliche Implementierung empirischer Erkenntnisse zur Nutzung von Angeboten wie Ridepooling, Car- und Bike-Sharing oder E-Scooter-Sharing sowie die Kombination einer verkehrsmittelübergreifenden Nachfragemodellierung mit einer Flottensimulation der MOIA-Fahrzeuge macht das Modellierungstool weltweit einmalig. 

In Bezug auf die MOIA-Nutzung zeigen außerdem die empirischen Ergebnisse der Studie, die auf ca. 10.000 Befragten basieren, dass die MOIA-Kundschaft heterogen ist:

  • Mit einem Anteil von 45 Prozent sind nahezu gleichermaßen Frauen wie Männer unter den Hamburger Nutzer*innen vertreten.

  • MOIA ist ein Angebot für Jung und Alt: Jede*r vierte Nutzer*in ist über 50 Jahre alt.

  • MOIA Nutzer*innen sind überdurchschnittlich multimodal und sehr mobil. Drei von vier Nutzer*innen nutzen jede Woche mindestens zwei verschiedene Verkehrsmittel.

  • Diese Flexibilität zeigt sich auch in einer hohen Verfügbarkeit verschiedener Mobilitätswerkzeuge (Fahrrad, ÖV-Zeitkarte, PKW, etc.) und zahlreichen Mitgliedschaften bei anderen Mobilitätsdienstleistern wie z.B. Bike- und Carsharing.

Mit Hilfe des Modells und der umfangreichen empirischen Datenbasis haben die Forschenden vier Szenarien zur Zukunft der Mobilität in Hamburg entwickelt. Sie wurden unter Berücksichtigung bestehender und angekündigter stadtplanerischer und verkehrspolitischer Maßnahmen, wie etwa dem geplanten Ausbau des ÖPNV-Netzes, die Sperrung des Jungfernstiegs, neue Straßen- und Siedlungsinfrastruktur, der erwarteten Erweiterung des Angebots digitalbasierter, geteilter Mobilitätsdienste oder Verbesserungen im Radverkehr, entwickelt. Anschließend wurden die Rahmenbedingungen und Ergebnisse in Fachworkshops mit Akteuren der städtischen Mobilitätsplanung diskutiert und validiert. Von zentraler Bedeutung für die Zukunftsszenarien ist die Automatisierung von Ridepooling. Sie hat zur Folge, dass Ridepooling künftig zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden kann. Das Maximalszenario der Simulation zeigt, wie die Verkehrswende am Beispiel Hamburg aussehen kann: Mit einer großen autonomen Flotte von 5.000 Fahrzeugen im gesamten Stadtgebiet, einem gut ausgebauten ÖPNV und zusätzlichen Regelungen für den motorisierten Individualverkehr können der öffentliche Nahverkehr und Ridepooling 32 Prozent aller Wege abdecken. Dadurch werden potenziell ca. 15 Millionen Fahrzeugkilometer pro Woche im Vergleich zu heute eingespart.

„Hamburg hat sich wie viele Städte weltweit ambitionierte Ziele gesteckt, um den Verkehr effizienter und klimafreundlicher zu gestalten. Unser Ridepooling-Angebot von MOIA kann einen wichtigen Beitrag für die angestrebten Modalverlagerungen leisten. Das bestätigen die Ergebnisse der Begleitforschung”, sagt Robert Henrich, CEO von MOIA. „Die Simulationen zeigen, dass zukünftig deutlich größere Ridepooling-Flotten erforderlich sind. Der Schlüssel dazu liegt im autonomen Fahren. Gemeinsam mit unseren Partnern Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI treiben wir in einem Pilotprojekt die Arbeit an Europas erstem autonomen Ridepooling-Projekt voran. Wir versprechen uns davon perspektivisch eine deutlich steigende Angebotsqualität bei zugleich sinkenden Preisen für die Kunden.“

Im vergangenen September ist das Hamburger Pilotprojekt zum autonomen Ridepooling gestartet: Im Verbund entwickeln MOIA, Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI alle notwendigen Komponenten und Prozesse, um ab 2025 fahrerloses Ridepooling zu realisieren.

Die gesamten Ergebnisse der Studie finden Sie hier.

Weitere Informationen zu MOIA sowie Fotos:  www.moia.io/de-DE/news-center.

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Über MOIA
MOIA ist ein Tochterunternehmen des Volkswagen Konzerns. Das Unternehmen entwickelt an den Standorten Berlin und Hamburg Mobilitätsdienstleistungen und arbeitet partnerschaftlich mit Städten und den vor Ort ansässigen öffentlichen Verkehrsträgern zusammen. Derzeit entwickelt und implementiert MOIA ein Ridepooling-System, um individuellen Autoverkehr zu vermeiden und die Straßeninfrastruktur effizienter zu nutzen. Städte werden von Stau, Lärm und Abgasen entlastet. MOIA bietet seinen Ridepooling-Service seit Sommer 2018 in Hannover an, mit Hamburg folgte am 15. April 2019 die erste Millionenstadt. Gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI entwickelt und erprobt MOIA gerade in einem Pilotprojekt autonomes Ridepooling in Hamburg. Das Ziel ist es, bis 2025 ein autonomes, international skalierbares Ridepooling-System zu entwickeln.