Wer nutzt MOIA, wie und warum? Langzeitstudie zu den Effekten von Ridepooling

Mit der Untersuchung konnten viele Erkenntnisse über das Nutzer*innenverhalten gewonnen werden.

Bereits zum Start unseres Ridepooling-Dienstes in Hamburg im Jahr 2019 haben wir die größte Langzeituntersuchung zu Ridepooling in Europa aufgesetzt, um Erkenntnisse zur Nutzung und den Nutzenden unseres neuen Mobilitätsangebots zu gewinnen sowie verkehrliche Wirkungen von Ridepooling auf ein städtisches Verkehrssystem zu analysieren.

Seit 2019 hat sich viel getan. Wir betreiben unseren Service in Hamburg seit Anfang 2023 unter einer neuen Konzession als eigenwirtschaftlicher Linienbedarfsverkehr und damit als Teil des Hamburger Nahverkehrssystems. Mit der neuen Genehmigung hat sich auch unser Angebot verändert. Dazu zählen unter anderem:

  • die Integration von rollstuhlgerechten Fahrzeugen in den Ridepooling-Betrieb,
  • die Erweiterung des Geschäftsgebietes in Stadtteile, die bisher weniger engmaschig durch den ÖPNV erschlossen sind,
  • sowie die Verzahnung mit dem lokalen Nahverkehrstarif in Hamburg.

Das Ziel dieser Serviceanpassungen ist es, MOIAs Ridepooling-Dienst stärker mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu verknüpfen und damit die Multimodalität und das Gesamtsystem zu stärken. Die Ausweitung unseres Angebotes und die tarifliche Verzahnung werden in Teilen durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr in dem Förderprojekt „Auf dem Weg zum Hamburg-Takt“ ermöglicht.

Wissenschaftliche Begleitung der Serviceanpassungen durch renommiertes Konsortium

Um die Auswirkungen unserer Serviceanpassungen besser zu verstehen, führt MOIA ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit einem Konsortium aus renommierten wissenschaftlichen und privaten Institutionen durch. Es besteht aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich), dem Berliner Institut für Technologietransfer (BIT GmbH) sowie dem Berliner Start-up Replan GmbH. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt: Replan ist auf die Entwicklung von Software für agentenbasierte Simulationen spezialisiert, um Städte und Mobilitätsanbieter bei der Entwicklung besserer Mobilitätsdienstleistungen zu unterstützen. Die BIT GmbH ist ein Spin-off mehrerer Berliner Universitäten. Das Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Kai Nagel (TU Berlin) verantwortet die Simulationsmethodik. Das Team des Instituts für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich unter der Leitung von Prof. Dr. Kay Axhausen ist für die beiden Umfragen und Auswertung zuständig. Die Partner werden uns in den kommenden Jahren dabei unterstützen, die Auswirkungen unserer Serviceanpassungen besser zu verstehen, und die Weiterentwicklung unseres Ridepooling-Angebotes wissenschaftlich begleiten.

Was wir wissen möchten

Ziel der Begleitforschung ist es zu verstehen, wer unsere Kund*innen sind, warum sie MOIA nutzen und wie bzw. ob sich ihr Nutzungsverhalten durch den neuen Dienst verändert. Außerdem analysieren wir die Auswirkungen von MOIA auf das gesamte Mobilitätssystem und wie wir den öffentlichen Verkehr weiter stärken können. Dafür wird das Konsortium umfassende zweistufige Umfragen von MOIA-Nutzenden und Nicht-Nutzenden durchführen, um soziodemografische Merkmale und Verhaltensdaten zu erheben. Diese fließen in eine Multi-Agenten-Modell der Metropolregion Hamburg, welches die Mobilität der gesamten Bevölkerung simulativ abbilden kann. Mit Hilfe des Modells kann jede Verkehrsmittelwahl detailgetreu nachvollzogen und die Wirkung von MOIA auf die Mobilität in und um Hamburg abgeschätzt werden.

Erste Ergebnisse: Wer MOIA, wie und warum nutzt

Die Ergebnisse unserer aktuellen ersten Befragungen zeigen, dass sich die Soziodemografie der MOIA-Nutzenden in den vergangenen drei Jahren kaum verändert hat. Im Detail bedeutet das:  

  • Die Anteile von Frauen (52 Prozent) und Männern unter den Nutzenden sind nahezu gleich.
  • MOIA ist ein Angebot für Jung und Alt: Über ein Drittel der Nutzenden ist über 50 Jahre alt.
  • 40 Prozent der MOIA-Nutzenden verfügen über eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr.
  • 15 Prozent der Nutzenden fahren mit MOIA in intermodalen Wegeketten in Kombination mit dem ÖPNV. Der Großteil dieser Wege wird allerdings mit dem Fernverkehr kombiniert.
  • Die Nutzenden sind mit dem neuen Angebot sehr zufrieden und integrieren Ridepooling gelegentlich in ihren Mobilitätsalltag, hauptsächlich für freizeitbezogene Wege. Allerdings: Jeder fünfte Weg steht in Zusammenhang mit einer beruflichen Aktivität.
  • MOIA wird darüber hinaus auch für gesundheitsbezogene Wege wie zum Beispiel Arztbesuche genutzt. Auch wenn es ein vergleichbar kleiner Anteil von cirka 2 Prozent aller Wegezwecke ausmacht, ist es ein spannendes Ergebnis aus der Befragung, da nicht aktiv danach gefragt wurde.

Implikationen über Hamburg hinaus

Wir wollen mit unserer Langzeitstudie nicht nur die Auswirkungen unseres Ridepooling-Dienstes analysieren, sondern dadurch auch sicherstellen, dass er zu einem nachhaltigen und inklusiven städtischen Verkehrssystem beiträgt. Gleichzeitig können die Ergebnisse als Grundlage für die Entwicklung ähnlicher Dienstleistungen in anderen Städten dienen und einen Beitrag zur laufenden Debatte über die Rolle neuer Mobilitätsdienstleistungen im städtischen Verkehr leisten.

Wir sind gespannt, wie unser Service mit den neuen Anpassungen langfristig bei unseren Kund*innen ankommt und werden Euch über die Ergebnisse hier in unserem Blog auf dem Laufenden halten.

Unter dem Dach MOIA Mobility Analytics bietet Expertise im Bereich Mobilitätsforschung und -beratung an, die sich auf datengestützte Analysen und Simulationen von Ridepooling-Betriebskonzepten ausrichtet. Lassen Sie sich von unserem Experten beraten.