Wie sich der Modal Split in Hamburg entwickelt

Mobilitätswende in der Hansestadt stößt laut Umfrage auf wachsende Begeisterung. 

Im vergangenen Jahr wurden 68 Prozent aller Wege in Hamburg entweder per Bus, Bahn, Rad oder zu Fuß zurückgelegt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Umfrage zum Mobilitätsverhalten von mehr als 8.000 Hamburger*innen, die die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende durchgeführt hat. Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2017 entspricht dies einem Zuwachs von vier Prozentpunkten und ist ein Spitzenergebnis für den Modal Split in Hamburg. 

Doch was genau ist der Modal Split?  

Der Modal Split ist die Kenngröße, die den prozentualen Anteil der verschiedenen Verkehrsmittel beschreibt, die von Menschen zur Fortbewegung genutzt werden. Typische Verkehrsträger umfassen den motorisierten Individualverkehr (MIV) wie Auto oder Motorrad, den öffentlichen Verkehr (ÖV) wie Bus, U-Bahn oder Straßenbahn sowie den nichtmotorisierten Individualverkehr (IV), wozu Fahrrad- und Fußgängerverkehr zählen. Im Personenverkehr bezeichnet man das Verhältnis zwischen MIV und ÖV als "klassischen" Modal Split. Möchte man den Modal Split auch in Bezug auf umwelt- und städteverträgliche Verkehrskonzepte beschreiben, wird der IV miteinbezogen. 

MOIA ist Teil des ÖPNV in Hamburg 

Um den Modal Split zugunsten klimaschonender Fortbewegung zu verbessern und damit die Mobilitätswende weiter voranzubringen, müssen Städte und Gemeinden nicht nur den öffentlichen Nahverkehr fördern, sondern auch fahrrad- sowie fußgängerfreundliche Infrastrukturen entwickeln. Bus- und Bahnnetze müssen in diesem Zusammenhang ausgebaut bzw. neue Linien eingeführt sowie die Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit dieser Angebote gewährleistet werden. Darüber hinaus ist eine Förderung von Ridepooling-Diensten eine wichtige Komponente, um die Verkehrsbelastung in den Städten zu reduzieren. Seit diesem Jahr ist MOIA Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg und trägt damit zur Mobilitätswende an der Elbe bei.  

Befragung zeigt: Menschen sind weniger unterwegs 

Die Befragung zeigt, dass im vergangenen Jahr in Hamburg der Radverkehr am stärksten zugenommen hat: Der Anteil an allen Wegen stieg hier seit 2017 von 15 Prozent auf aktuell 22 Prozent. Der ÖPNV legte um zwei Prozentpunkte auf insgesamt 24 Prozent zu. Der MIV sank hingegen von 36 auf 32 Prozent. Außerdem wurden weniger Wege zu Fuß zurückgelegt – hier sank der Anteil von 29 auf 22 Prozent.‍ 

Insgesamt ist die Mobilität in Hamburg zurückgegangen. Die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängende Entwicklung hin zu Remote-Work mag dafür ein Grund sein: Die Gesamtzahl der absolvierten Wege pro Tag nahm laut Befragung deutlich ab – von 5,8 Millionen in 2017 auf 5,3 Millionen in 2022.  Auch hinsichtlich der Verkehrsleistung, also der Personenkilometer, gab es im selben Zeitraum einen Rückgang von 14 Prozent. Beachtlich: Allein auf das Auto bezogen, sank die personenbezogene Verkehrsleistung um 29 Prozent. Wenn Ihr mehr über die Erhebung der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende erfahren wollt, schaut mal hier: Studie zur Mobilitätswende 

Welchen Einfluss hat Ridepooling auf das Verkehrsverhalten? 

MOIA wurde in der Befragung der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende noch nicht als Teil des ÖPNV berücksichtigt. Allerdings haben wir 2019 im Rahmen einer Begleitforschung empirisch untersucht, welchen Einfluss Ridepooling auf das Verkehrsverhalten der Menschen hat und für welche Wege unser neues Mobilitätsangebot genutzt wird. Das Ergebnis: flächendeckendes Ridepooling ist eine ideale Ergänzung für den ÖV und stellt in Gebieten und zu Zeiten, in denen der ÖV unzureichend bedient, ein gutes Alternativangebot dar. Daneben und in Ergänzung brauchen Städte aber auch Verkehrsangebote, die von den Menschen als ähnlich attraktiv und flexibel wie das eigene Auto wahrgenommen werden. Die Menschen in Hamburg werden unabhängiger vom privaten Pkw, um ihre Mobilitätsbedürfnisse abzudecken, wenn sie gelegentlich MOIA nutzen. Das Rückgrat der urbanen Mobilität ist und bleibt aber der klassische ÖV. Für Fahrten mit hohem Zeitdruck ist weiterhin das Taxi das Verkehrsmittel der Wahl. Die anfänglichen Sorgen, dass durch MOIA insbesondere der öffentliche Verkehr und das Taxi kannibalisiert werden, haben sich nicht bewahrheitet. Mehr zu unserer Begleitforschung findet Ihr hier: MOIA Begleitforschung

Hamburg-Takt – MOIA ist dabei  

Wir sind gespannt, wie sich die Zahlen in den kommenden sieben Jahren entwickeln, denn im Klima-Plan namens Hamburg-Takt hat sich der Hamburger Senat darauf festgelegt, bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent Wege im Umweltverbund, bestehend aus ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr, zu erreichen. Aktuell erleben Bus-, Bahn- und Radverkehr zwar eine echte Renaissance, allerdings können sie nicht alleine die Verkehrslast des MIV ersetzen. Daher sind weitere, flexiblere Mobilitätsdienstleistungen nötig, um das volle Potenzial des Umweltverbundes entfalten zu können. Dazu gehören so genannte "On-Demand"-Verkehre wie das On-Demand-Ridepooling von MOIA. 

Daher unterstützen wir schon heute, als Teil des ÖPNV, den Hamburger Senat beim Erreichen des Hamburg-Takts. Und mit unserem Angebot eines integrierten autonomen Ridepooling-Systems werden wir unseren Anteil daran noch verstärken. Gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeuge planen wir noch in 2023, den ID. Buzz AD zum ersten Mal auf den Straßen Hamburgs zu testen. Ab 2024 werden dann die ersten autonomen Fahrten mit einer geschlossenen Nutzer*innengruppe stattfinden. Ziel ist es, bis 2025 ein integriertes autonomes Ridepooling-System für die internationale Skalierung zu entwickeln.